Montag, 23. Juli 2012


Heute ging also der erste Teil meiner Reise nach Washington los. Bereits um 7 Uhr heute Morgen habe ich den Bus zum Bahnhof genommen, um von dort aus mich nach Frankfurt zum amerikanischen General Konsulat aufzumachen.

Der erste Teil der Reise war direkt ein echtes Highlight, da morgens um die Zeit anscheinend nur Penner im Zug sind. So kam es dann auch, dass sich natürlich just einer aus der Gruppe ebenjener zu mir setzte. Zuerst fragte er ganz nett, ob er im richtigen Zug nach Bielefeld sei, was ich teilweise verneinte, da er ja in Hamm nochmal hätte umsteigen müssen. Leider war es mir kraft der Worte nicht möglich, ihm das klarzumachen. Als er mich dann fünf Minuten später fragte, ob er im richtigen Zug sei, um nach Köln zu kommen, wusste ich ziemlich schnell, mit welchem Kaliber von Mensch ich es hier zu tun hatte. So kam es dann auch, dass er mich während ich in mein Manager-Magazin vertieft war noch ein paar Mal fragte, ob er nicht im richtigen Zug nach Brüssel, Wien, Mainz und was weiß ich für andere Städte noch war. Als er in Hamm ausstieg fragte ich mich kurz, ob er vielleicht doch wenigstens einen Teil dessen, was ich ihm gesagt hatte verstanden hatte, und wirklich nach Bielefeld wollte. Die Chancen dafür stehen jedoch meines Erachtens nach eher schlecht.

Von Hamm aus verlief meine Fahrt eigentlich ganz entspannt, bis kurz vor Köln, wo wir dann halten mussten, um einen ICE vorzulassen. Ironischer Weise hätte ich dadurch fasst meinen ICE verpasst. Doch zum Glück ist alles gut gegangen, so dass ich ab Köln nur noch entlang des Rheins geglitten bin. Es war echt schön, bei dem Sonnenschein auf den glitzernden Rhein zu gucken, und einfach mal ein bisschen den Blick und die Seele schweifen zu lassen.

In Frankfurt angekommen habe ich schnell meinen Rucksack in einem der Schließfächer am Bahnhof deponiert, da man keine Laptops, Handy und sonstige elektronische Geräte – nicht einmal den Taschenrechner! – mit in die US Botschaft nehmen darf. Innerhalb der zehn Minuten, die mir blieben, um vom Gleis  zu den Schließfächern, und von da wiederum zur U-Bahn zu kommen, lies sich das eigentlich ganz gut bewältigen, so dass ich keinen Stress hatte, aber auch nicht ewig lange auf die U-Bahn warten musste. Mit der ging es dann vorbei an der EZB, der Postbank, dem Jüdischen Friedhof – der aussieht, wie ein riesen Schloss und bewacht ist und ein riesen Tor hat und noch  ziemlich viele andere abgefahrene Sachen – zur US Botschaft. Hausnummer 30 bis 314. Dem entsprechend lange durfte ich auch noch mal laufen, bis ich endlich am richtigen Tor war, wo bereits eine lange Schlange stand und meine Pläne zu Nichte machte, noch einmal den benachbarten Mc Donalds aufzusuchen. Ja, wie sollte es anders sein, überall dort, wo Amerika sind, ist nun mal auch ein Mc Donalds. Die erste Schlange am Sicherheitscheck hat unglaublich lange gedauert, sodass ich schon fast Panik hatte mein Appointment um 13.30 zu verpassen. Es zahlte sich auf jeden Fall aus, dass ich bereits um 12:40 an der Botschaft war, denn so konnte ich dann um 13:40 die Wartehalle betreten. Zu dem Zeitpunkt war ich schon zweimal abgetastet worden, und durch gefühlte zwanzig Sicherheitsschleusen durch. In der Wartehalle bekamen wir dann einen Flyer ausgeteilt, auf dem sehr detailliert beschrieben stand, wie genau die Dokumente zu ordnen waren, und in welcher Reihenfolge sie beim Beamten abzugeben waren.

Nach einem gefühlten Augenblick wurde ich mit meiner Nummer T237 bereits das erste Mal aufgerufen. Es ging zu einem Schalter, wo meine Unterlagen einmal vorgecheckt wurden. Hatte ich alles richtig ausgefüllt? Gab es keine leeren Felder? Solche Geschichten halt. Danach durfte ich dann noch einmal Platz nehmen und warten, bis ich zum zweiten Mal aufgerufen wurde. Beim zweiten Mal sprach dann ein Angestellter der Immigrationsbehörde mit mir meine Papiere durch. Ich glaube es kam sehr gut an, dass ich ihn direkt fragte „Hi, how are you?“ und somit das Gespräch angefangen habe, denn nachdem er sich vergewissert hatte, dass ich auch wieder vorhabe die US zu verlassen, und dass ich mit dem PROMOS Stipendium hinreichend versorgt bin für die USA, teilte er mir bereits ohne Umschweife mit, dass mein Visum genehmigt worden sei, und dass es noch heute in die Post gehen werde. Nach einem kurzen „That’s what I wanted to hear!“ meinerseits kam dann auch schon das „Bye, bye.“, mit dem alles unter Dach und Fach war.

Mein Ticket in der US Botschaft

Um 14:15 Uhr war ich bereits wieder am Frankfurter Hauptbahnhof. Eine ganze Stunde eher, als ich überhaupt an der Botschaft losfahren sollte! Innerhalb der 15 Minuten die ich da war – ich habe mal fünf Minuten abgezogen, für den Rückweg von Hausnummer 217 zur U-Bahn-Haltestelle – habe ich also meinen ersten Dokumentecheck gemacht, und alles mit dem Officer des Department of Homeland Security durchgesprochen. In Anbetracht, dass meine Kommilitonen, die mit nach Washington fliegen im Schnitt 1,5h Stunden gebraucht haben, würde ich sagen, habe ich alles richtig gemacht.

Nachdem ich meinen Rucksack am Bahnhof also aus seinem Schließfach wieder befreit hatte, bin ich dann erst einmal losgezogen, und habe mir ein Baguette gekauft, welches ich dann in der Taunusanlage direkt vor der Deutschen Bank gegessen habe. Wäre irgendwie lustig gewesen, wenn mein Herr Müller da rausgekommen wäre, um Mittag zu machen, aber da er sich ja auch nicht auf meine Email gemeldet hatte, machte ich mir da schon gar keine Hoffnungen mehr.

Einer der wenigen grünen Flecken in Frankfurt am Main

Vorbei an der Commerzbank, der Deutschen Bank, der Deka und HSBC bin ich dann zurück zum Bahnhof getrottet, wo ich immer noch eine Dreiviertelstunde zu warten hatte. Auch hier hat sich das Lesen wieder als sehr kurzweilig herausgestellt, so dass ich jetzt diese Zeilen hier aus dem ICE Richtung Hamburg tippe. Ohne umzusteigen kann ich jetzt ganz entspannt zurück nach Münster gleiten, wo ich in etwas mehr als drei Stunden dem Zug wieder entsteigen werde, und nach Hause fahre. Doch bevor es soweit ist, werde ich noch ein bisschen fleißig sein. Da der Zug in Frankfurt anfing, konnte ich mir einen der wenigen Plätze mit Tisch ergattern, so dass ich gleich, wie auch auf der Hinfahrt schon, wieder meine Marketing Operations Sachen herauskramen werde, und mir tolle Elastizitäten angucken werde sowie mich von MRFs (Market Response Functions) in den Bann ziehen lassen werde.

Jetzt, wo ich mein Visum habe, muss ich eigentlich nur noch meine Klausuren hier in Deutschland  schreiben – zwei stehen noch auf dem Plan – und mich dann am 18.08 in den Flieger setzen. Es ist jetzt also quasi alles gelaufen. Jetzt könnte eigentlich nur noch mein Reisepass verloren gehen, um mich daran zu hindern, das kommende Semester im Ausland zu verbringen, und mir in Washington wahrscheinlich Frostbeulen zu holen.

Post von Felix!

Post von Felix!
So, heute habe ich wieder Post aus Washington bekommen. Und zwar richtige Post. Der Brief sah auf den ersten Blick aus, wie einer dieser Briefe, die in den Büchern von Felix dem kleinen Hasen sind. Leider war in meinem Umschlag nicht so eine nette Karte, wie man sie aus den Büchern des glücklichen Hasen kennt, für den die Welt noch in Ordnung ist. In meinem Umschlag befand sich die Rechnung für das kommende Semester. Noch keinen Tag studiert, aber schon ein kleines Vermögen ärmer.
Als ich mir die Rechnung dann jedoch genau ansah, fiel mir auf, dass zum Beispiel die Versicherung noch mit berechnet wurde, obwohl ich die ja gar nicht brauche. Nach Rücksprache mit Heather vom International Student Office auf der anderen Seite des Atlantik stellte sich dann heraus, dass alle deutschen Studenten falsche Rechnungen bekommen hatten. Es fehlte bei einigen noch die Unterbringung auf dem Campus, während die Versicherung zu viel berechnet wurde. Jetzt werde ich kommende Woche nochmal einen der schönen Briefe von Felix bekommen. Hoffentlich bin ich danach dann auch felix - und zwar lateinisch felix.

Donnerstag, 12. Juli 2012

One small step for man - one giant leap for mankind

Um direkt mit einem Zitat weiter zu machen: "all big things have small beginnings." So ähnlich kann man beschreiben, was ich in den vergangenen Monaten alles erledigt habe. Nachdem ich meine Zusage für Washington im März diesen Jahres bekam, machte ich mich daran, mich für das PROMOS-Stipendium des DAAD zu bewerben. Nach gut drei Monaten der Ungewissheit habe ich mittlerweile auch dafür eine Zusage bekommen, so dass ich mich jetzt weiter auf meinen Auslandsaufenthalt konzentrieren kann.

Vor allem administrativ gilt es noch viel für meine Reise zu erledigen, bevor ich am 18. August in den Flieger steigen kann, der mich über Pittsburgh in die Hauptstadt der USA bringen wird. Den Teil in Münster konnte ich relativ zügig absolvieren, da es hier vor allem um eine Bestätigung ging, dass ich auf jeden Fall den Platz annehmen werde und das Semester dort verbringen werde, wohingegen meine Partneruniversität anscheinend alles daran setzt, mein Freizeit auf ein Minimum zu reduzieren. Es fing damit an, dass ich nach der Zusage der Universität Münster mich noch einmal auf der Seite der American University in Washington für das Semester bewerben musste. Über ein Online-Tool, wurde jede erdenkliche Kleinigkeit abgefragt, so dass ich bereits dort viel Zeit zu investieren hatte. Nach einer kurzen Reviewphase, in der meine Partneruniversität es sich vorenthielt auch nochmal Leuten abzusagen, die nicht ins Profil passen, bekam ich dann endlich mein mehr oder weniger finales Okay aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. In mehreren folgenden Bewerbungsrunden konnte ich meine Kurse auswählen, mich für einen Parkplatz auf dem Campus bewerben, und schlussendlich meinen Essensplan erstellen und mich für das Studentenwohnheim bewerben. Vor allem die Bewerbung für Letzteres gestaltete sich dabei als besonders zeitintensiv, da man allerlei Impfungen nachweisen muss, bevor man in den USA in einem Wohnheim wohnen darf. Da ich als Kind Windpocken hatte, war ich dagegen nicht geimpft, und musste so die Impfung erst nachholen, und dann die Bildung von Antikörpern über ein Blutbild bestätigen. Alles in allem ziemlich zeitaufwändig, wenn man bedenkt, dass ich ja eigentlich schon immun dagegen bin.
Spätestens in der kommenden Woche sollte ich dann auch endlich wissen, mit wem ich mir mein Zimmer in Washington teilen darf. Bin mal gespannt, wer es wird. Während ihres Besuchs in Münster meinte die zuständige Koordinatorin, dass bereits alle Studenten aufgeteilt sein, aber ein paar noch umverteilt würden, da man nicht möchte, dass zwei identische Nationalitäten auf einem Zimmer sind. Dürfte also spannend werden, was mich dort erwartet!

Der eigentliche Grund - neben der gewohnten Prokrastination der Klausurphase -, aus dem ich mich jedoch dafür entschieden habe, heute den ersten Beitrag in meinem Auslandsblog zu schreiben, ist der, dass ich heute endlich die Anrechnung der Kurse arrangieren konnte. Damit wird mir quasi garantiert, dass ich in Münster Credits für meinen Bachelor angerechnet bekomme, obwohl ich die Studienleistung in den USA erbringe. Auch, wenn das auf dem Papier nur wie eine Kleinigkeit klingen mag, ist es doch ein großer Schritt, weil ich so a) die Chance habe, zum kommenden Wintersemester fertig  zu werden, und damit in 6 Semester bleiben würde, aber erlaubt es mir auch b) mit einem Master weiter machen zu können, ohne erst ein halbes Jahr pausieren zu müssen, weil man im Wintersemester fertig wird.