Mittwoch, 29. August 2012

Touring the Capitol

Yey, es ist soweit! Endlich mal ein Blog-Post mit Fotos! Nachdem ich heute meine erste richtige Vorlesung hatte, und in der auch schon glänzen konnte - der Prof. weiß bereits meinen Namen - ging es heute zum Capitol. Eine Führung durch die altehrwürdigen Räume des 1812 abgebrannten und wieder aufgebauten legislativen Zentrums der USA war genau so enthalten im Tagesablauf, wie ein Blick hinter die Kulissen der Judikative in Form des Old Supreme Court - der neue ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Das US Capitol von Weitem
Nachdem wir im Besucherzentrum ankamen, mussten wir uns jeder Sticker auf die Brust kleben, auf denen stand zu welcher Gruppe wir gehören, und wann wir das Gebäude wieder verlassen müssen, damit auch ja niemand zu lange oder gar illegal im Capitol bleiben kann.
Welcome to the Visitor Center of the United States Capitol
In der Besucherhalle des Capitols habe ich übrigens eine für mich sehr lustige Entdeckung gemacht: Helen Keller. Für die, die sie nicht kennen: Helen Keller war eine taubblinde Dame aus Connecticut die von 1880 bis 1960 lebte. Sie war bekannt dafür, durch Abtasten der Lippen "lesen" zu können, was Leute sagen. Trotz ihrer Behinderung schreib sich Gedichte und lehrte sogar an Universitäten. Um ehrlich zu sein, ist mir Helen Keller jedoch aufgrund eines ganz anderen Aspekts bekannt, und zwar der Witze. Wie fährt Helen Keller Auto? Mit einer Hand am Steuer und der anderen auf der Straße!
Helen Keller
Tja, wenn doch bloß Helen Keller diese Bronze von sich sehen könnte... Die Bronze ist übrigens eine besondere Ehrung, denn sie gehört zu Statuary Collection.

Ausstellungsraum der Statuary Collection im alten House of Representatives
Jeder Staat darf zwei Statuen im Capitol ausstellen. Keine mehr, keine weniger. Sie gehört somit zur langen Liste der Berühmtheiten, die in der Statuary Collection ausgestellt werden und darf somit in einem Atemzug mit beispielsweise George Washington und Abraham Lincoln genannt werden. Dessen Statue habe ich übrigens auch für euch fotografiert. Sie steht in einem der wichtigsten Teile des Capitols, der Rotunde. Vielen bekannt, als der Raum unter der Kuppel des Capitols.
Abraham Lincoln
Die Rotunde ist gesäumt von einem Fresko, was die amerikanische Geschichte von der Entdeckung durch Christoph Kolumbus bis zu den Gebrüdern Wright in 50 Bilder darstellt. Die 50 ist hierbei symbolisch gewählt, für die Anzahl der Staaten. Unter der Kuppel befindet sich ein Gemälde, dass den Aufstieg George Washingtons in den Himmel zeigt. Umringt wird er dabei von 13 Jungfrauen - 13, die Zahl der Gründungssaaten - sowie den römischen Göttern, die einfach mal auf amerikanisch getrimmt wurden.
Fresko, das den Bürgerkrieg zeigt
Ascension George Washingtons
Das Bild von George Washington durfte übrigens erst nach seinem Tode gemalt werden, weil er sich während Lebzeiten stets gegen solche Glorifizierung seiner Person gewehrt hatte. Im Anschluss ging es dann in die Räumlichkeiten des Old Supreme Court. Früher genossen die Herren einen freien Blick nach Außen auf die Stadt Washington, doch als weitere Staaten den heutigen USA beitraten, musste das House of Representatives - umgangssprachlich der Kongress - erweitert werden, da jeder neue Staat proportional zu seiner Bevölkerung Sitze im Gremium erhielt. Die Konsequenz: Ein neuer Flüge wurde gebaut, und der Blick des damaligen Supreme Courts durch ein Treppenhaus zugemauert.
Der Old Supreme Court
Durch diesen Umzug wurde übrigens auch der alte Tagungsraum des Kongresses frei, in dem die oben gezeigten Exponate der Statuary Collection stehen.

So, genug der Kulturnachhilfe. jetzt noch schnell ein weiterer kleiner Fun-Fact, der mir aufgefallen ist: Amerikaner benutzen immer die behinderten Toilette - ob das ein Zeichen ist? Der Grund dafür: das WC ist geräumiger, und Amerikaner haben an sich selbst den Anspruch immer das größte zu verdienen. Die Regel macht dabei keine Ausnahme bei der Wahl der Keramik.

Samstag, 25. August 2012

Auf nach Costa Rica!

So, für die, die es noch nicht auf facebook entdeckt haben, werde ich mich jetzt mal der Beschreibung meines heutigen Tages widmen. Heute stand nämlich das "amazing race" an, eine Art Schnitzel-Jagd durch Washington, D.C. Gegen $20 Teilnahmegebühr konnte man in einem Team von 11:00 - 17:00 quer durch D.C. jagen, von Station zu Station und Aufgaben erfüllen, Gegenstände sammeln und Fotos zu machen, die man dann am Ende gegen Punkte eintauschen konnte. Organisiert wird das ganze von ThingsToDoDC.com. Sehr empfehlenswerte Seite, falls man mal Langeweile haben sollte.

Eine unsere Aufgaben während des "amazing race" war beispielsweise das Bauen eines Papierfliegers. Derjenige, dessen Flieger am Weitesten kommt, kriegt die Punkte. Es gab insgesamt drei Checkpoints, die wir bis zu einem gewissen Zeitpunkt abgearbeitet haben mussten. Einmal eingecheckt, konnte man von den Aufgaben davor nichts mehr erledigen. Doch wer zu spät eincheckt, bekommt Punkte abgezogen. Man war also ständig angehalten sich mega zu beeilen, um noch genügend Zeit für die anderen Aufgaben zu haben, so dass man nicht einchecken muss, ohne alles fertig zu haben.

Unsere Jagd hat uns von A wie American University bis Z wie Zoo in wirklich jeden Teil der Stadt gebracht. Ich möchte sogar behaupten, dass wir währenddessen auch wirklich einen Großteil der Sehenswürdigkeiten abgearbeitet haben. Zwar alles in Rekordzeit und nur sehr oberflächlich, aber wir wissen ja jetzt wo was ist und können jederzeit wiederkommen, um es ein bisschen länger zu genießen.

Am Ende wurden die Punkte hier auf dem Campus dann bei Pizza ausgezählt. Unter 12 Teams haben wir den 2. Platz gemacht und damit eine Einladung auf eine Botschaftsparty gewonnen! Heißt für uns in der Botschaft von Costa Rica freies Essen und Trinken und auch freier Eintritt! Am 7. September geht es los. Bin mal gespannt, wie es wird. Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufendem halten.

Bis dahin viel Spaß mit dem Gruppenfoto hier. Rechts neben mir ist übrigens Alexandre, mein französischer Roommate und zwei weiter nach Links, mein koreanischer Roommate SejungJae, der Blake genannt werden möchte - weil es cooler ist.

Unser Gruppenname: Poulette

Freitag, 24. August 2012

Palim, Palim!

So, da bin ich wieder. Auch diesmal ohne Fotos, weshalb ich mich mal wieder kurz fassen werde. Um mal direkt ganz professionell auf eure Fragen einzugehen, habe ich mir gedacht, ich mache einfach mal eine kurze FAQ-Session aus diesem Post.

Q: Hat die Uni schon angefangen?
A: Nein, ich habe im Moment noch O-Woche. Nächsten Mittwoch geht es offiziell los. Keine Ahnung warum, aber die Amerikaner haben einen Faible dafür, dass Sachen auf einem Mittwoch sind. Irgendwie sind nämlich alle Deadlines an einem Mittwoch.

Q: Was machst du denn dann eigentlich den ganzen Tag? (- du faules Stück!)
A: Bis jetzt hatten wir jeden Morgen von circa 9am bis 3pm Veranstaltungen, zwischen denen ich immer mit dem Bus zum Main Campus gefahren bin, um dort in der Mensa zu essen. Nachmittags habe ich dann meine Besorgungen gemacht (Wäscheständer, Bettzeug, Unisachen).

Q: Wie sind deine Roommates?
A: Ich bin mit einem Franzosen und einem Koreaner auf einem Zimmer. Beide sind ziemlich nett und auch lustig. Was jedoch schade ist, ist, dass sie bis jetzt nie mit gekommen sind, wenn wir rausgegangen sind. Kleiner lustiger Fun-Fact an dieser Stelle: Der Franzose und ich mussten dem Koreaner erstmal den Geruch erklären, der nach einer durchzechten Nacht im Zimmer ist, von dem ganzen Alkohol, den man mehr oder weniger direkt mitbringt.

Q: War da nicht was mit einem Praktikum?
A: Jo, richtig, ist in der Mache, schreibe ich wieder was zu, wenn ich dann auch wirklich eins habe.

Oh, ich habe übrigens doch ein Foto für euch. In diesem Fall nicht "McKayla is not impressed" sondern "Anta is not impressed". Not impressed, weil die ganzen Amerikaner alle schon nach einem Bier jenseits von Gut und Böse sind. Oh, lustige Story: einer hat angegeben wie viele Shots in seinem Pitcher waren. Es waren 4.

Anta is not impressed

Dienstag, 21. August 2012

Stereotypes and other truths

Naja, ich hatte ja versprochen, nicht auf Englisch zu schreiben, aber diese Überschrift müsst ihr mir jetzt doch gönnen. Da ich im Moment für so quasi alles außer Fotos machen Zeit hatte, und das Lesen von einem unendlich langem Post mit nur einem Foto doch ziemlich ernüchternd sein kann, dachte ich mir, dass ich jetzt einfach mal in aller Kürze eine kleine Liste poste, mit Vorurteilen, die nun mal eben doch wahr sind. Mit dabei sind auch ein paar Kleinigkeiten, die man wohl wirklich nur lernt, wenn man in den US lebt. Okay, genug Einleitung, los gehts:
  1. Alle großen Geschäfte haben in den USA auch am Sonntag offen. Und zwar von 07:00 bis 22:00 Uhr.
  2. Um in Amerika in einer Gemeinde Priester werden zu dürfen muss man sich beim Gemeinderat bewerben. Es gibt also keine Zuteilung, so wie in Deutschland.
  3. Kleiderbügel kosten ab 12 Dollar aufwärts. Bügel aus Plastik sind teurer, als die aus Holz.
  4. Um Alkohol zu bekommen muss man einen Reisepass dabei haben, weil die Kellnerinnen nicht überprüfen können, ob die ID aus dem Ausland gefälscht ist.
  5. Amerikaner sind entweder dankbar für das Verständnis, was man ihnen gegenüber aufbringt, oder entschuldigen sich für die Unannehmlichkeiten, die sie verursachen.
  6. Deutsche benehmen sich anscheinend sobald sie im Ausland sind wie die letzten Menschen auf dem Planeten. Gestern erst saßen welche in kurzer Hose und Dortmund-Trikot bei der Vorstellung des Universitäts-Dekan und haben so laut gequatscht, dass sie ermahnt wurden.
  7. Farbige Frauen haben ein Monopol darauf bei Subway hinter dem Tresen stehen zu dürfen.
  8. Buy 2 get 1 free funktioniert nur bei gleichen Artikeln. So auch bei DVDs. Kaufe zweimal Dirty Dancing, und es gibt ein Dirty Dancing gratis. Viel Spaß, wenn du dann alle drei Teile guckst...
  9. Taxifahrer schmeißen einen raus, wenn man mit ihren Vorstellungen von Religion nicht übereinstimmt.
  10. Amerikaner machen den Korrekturrand auf Zetteln auf der linken Seite.
  11. Cola und Fanta sind günstiger als Wasser.
  12. Je lauter und kälter ein Club ist, desto höher ist sein Ansehen.
  13. Ungefähr 10% der Studiengebühren gehen dabei drauf die Eltern, die sie bezahlt haben zu bespaßen. Es gibt eine einwöchtige Orientierungswoche nur für Eltern.
  14. Ein Kontoauszug kostet 5 Dollar. Jetzt wissen wir wohl auch, warum Amerika so bescheiden mit ihren Finanzen umgehen.
  15. Orangensaft ist das einzige Getränk bei McDonalds, das es ohne Eis gibt.
  16. McDonalds spielt in Amerika klassische Musik, um ein Restaurantambiente zu erzeugen.
Mit der Zeit werden sicherlich noch andere Kleinigkeiten zu meiner Liste an Dingen, die in Amerika anders sind, kommen. Gerade wenn man überlegt, dass ich erst vier Tage hier bin. Bis denne!

Montag, 20. August 2012

Things I learned in America

So, da bin ich nun also. Allem Anschein nach bin ich gut angekommen, denn sonst könnte ich diese Zeilen hier nicht tippen. Mein Flug nach Philadelphia war ziemlich gut, da ich wieder das Glück hatte mit einer US Airline fliegen zu dürfen, und die an allem sparen, außerdem dem onboard Entertainment. So kam es dann auch, dass ich während des fast neunstündigen Fluges nur eine Cola bekommen habe und auch nur ein Essen, dafür aber drei Filme in voller Spielfilm länge gucken konnte, ohne auch nur einen Cent dafür ausgeben zu müssen.

Aufgrund von Rückenwind bin ich eine Stunde eher in Philly angekommen. Leider mussten wir noch 30 Minuten warten, bis unser Gate frei wurde, weil dort noch die vorherige Maschine stand, so dass es am Ende nur eine halbe Stunde vor Zeitplan ankam. Die 30 Minuten, hatte ich jedoch auch bitter nötig, da ich ohne sie meinen Anschlussflug wohl nicht mehr erreicht hätten. Nach gut über einer Stunde, die ich gebraucht habe, um durch den Zoll zu kommen, und auch der Einwanderungsbehörde klar zu machen, dass ich auch wirklich wieder nach Ablauf meines Visums ausreise, konnte ich dann endlich eine kleine gemütliche Maschine nach Washington besteigen, die nur 48 Sitzplätze hatte. Somit hatte jeder den Luxus einen Fensterplatz genießen zu dürfen. Leider währte jedoch auch dieser Luxus nur kurz, da ich wieder einmal aufgrund von Rückenwind nur 27 Minuten anstelle der veranschlagten 55 Minuten brauchten. Die Konsequenz für unser überpünktliches Erscheinen hieß auch hier wieder warten, bis das Gate frei ist. Am Ende hatte ich somit sage und schreibe fünf Minuten herausgeholt. Obwohl es in der Summe fast 1,5h geworden wären.

Eingangshalle des Ronald-Regean-Airport

Am Ronald-Regean-Airport in Washington habe ich dann die Metro genommen, um zur Universität zu kommen. Mit Umsteigen hat mich die 40-minütige Fahrt nur 2,75 Dollar plus 1 Dollar paper-fee gekostet. Die paper-fee muss man jedes Mal bezahlen, wenn man etwas ausdruckt, weil die Amerikaner so ihren Papierverbrauch reduzieren wollen. Ich meine, bei 2,75 für die Fahrt tut der eine Dollar dann im Verhältnis echt schon weh.

In der Metro habe ich dann bereits den ersten Teilnehmer an meinem Programm kennengelernt. Er ist Norweger, bereits in seinem Mastersemester, und wird während er in Washington ist noch für drei Wochen nach China fliegen, und dort ein paar Kurse besuchen. Hat ihn nur noch mal schlappe 12.000 Dollar gekostet, aber wer es hat, der hat es halt.

Meine beiden Roommates sind Franzose und Koreaner, was ziemlich schade ist, weil die die ganze Zeit nur mit ihren Leuten abhängen. Ich glaube auch nicht, dass auch nur einer von denen während des Semesters ein Wort Englisch reden wird. Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren, aber ich kenne meinen Pappenheimer. So blieb mir bis jetzt nichts anderes übrig, als etwas mit dem Norweger und den anderen Deutschen zu unternehmen. Zwischenzeitlich haben uns ein paar Koreaner und Franzosen begleitet, aber auch die haben sich dann nachher wieder schnell in ihre Gruppen zurückgezogen.

Ich habe heute übrigens mein erstes amerikanisches Bier getrunken. Ich brauchte dafür nur meinen Reisepass zu holen, weil normale Ausweise nicht zählen in D.C., da die Kellnerin ja nicht nachprüfen kann, ob es ein gefälschter Ausweis aus dem Ausland ist. Echt krank. Man kann mit 16 schon den Führerschein machen, mit 18 sich ohne Einschränkungen Waffen kaufen, aber Bier, da hört der Spaß auf! Der ganze Flur von meinem Wohnheim hängt voll mit Plakaten, auf denen steht, dass Alkohol eine Droge ist und welche zerstörerische Wirkung Alkohol hat. Es wirkt ein bisschen lächerlich, aber das werde wohl auch ich nicht ändern können. Oh, und falls jemand mit Alkohol auf dem Campus erwischt wird, muss er die Hausordnung abschreiben. Willkommen im 21. Jahrhundert!

Montag, 23. Juli 2012


Heute ging also der erste Teil meiner Reise nach Washington los. Bereits um 7 Uhr heute Morgen habe ich den Bus zum Bahnhof genommen, um von dort aus mich nach Frankfurt zum amerikanischen General Konsulat aufzumachen.

Der erste Teil der Reise war direkt ein echtes Highlight, da morgens um die Zeit anscheinend nur Penner im Zug sind. So kam es dann auch, dass sich natürlich just einer aus der Gruppe ebenjener zu mir setzte. Zuerst fragte er ganz nett, ob er im richtigen Zug nach Bielefeld sei, was ich teilweise verneinte, da er ja in Hamm nochmal hätte umsteigen müssen. Leider war es mir kraft der Worte nicht möglich, ihm das klarzumachen. Als er mich dann fünf Minuten später fragte, ob er im richtigen Zug sei, um nach Köln zu kommen, wusste ich ziemlich schnell, mit welchem Kaliber von Mensch ich es hier zu tun hatte. So kam es dann auch, dass er mich während ich in mein Manager-Magazin vertieft war noch ein paar Mal fragte, ob er nicht im richtigen Zug nach Brüssel, Wien, Mainz und was weiß ich für andere Städte noch war. Als er in Hamm ausstieg fragte ich mich kurz, ob er vielleicht doch wenigstens einen Teil dessen, was ich ihm gesagt hatte verstanden hatte, und wirklich nach Bielefeld wollte. Die Chancen dafür stehen jedoch meines Erachtens nach eher schlecht.

Von Hamm aus verlief meine Fahrt eigentlich ganz entspannt, bis kurz vor Köln, wo wir dann halten mussten, um einen ICE vorzulassen. Ironischer Weise hätte ich dadurch fasst meinen ICE verpasst. Doch zum Glück ist alles gut gegangen, so dass ich ab Köln nur noch entlang des Rheins geglitten bin. Es war echt schön, bei dem Sonnenschein auf den glitzernden Rhein zu gucken, und einfach mal ein bisschen den Blick und die Seele schweifen zu lassen.

In Frankfurt angekommen habe ich schnell meinen Rucksack in einem der Schließfächer am Bahnhof deponiert, da man keine Laptops, Handy und sonstige elektronische Geräte – nicht einmal den Taschenrechner! – mit in die US Botschaft nehmen darf. Innerhalb der zehn Minuten, die mir blieben, um vom Gleis  zu den Schließfächern, und von da wiederum zur U-Bahn zu kommen, lies sich das eigentlich ganz gut bewältigen, so dass ich keinen Stress hatte, aber auch nicht ewig lange auf die U-Bahn warten musste. Mit der ging es dann vorbei an der EZB, der Postbank, dem Jüdischen Friedhof – der aussieht, wie ein riesen Schloss und bewacht ist und ein riesen Tor hat und noch  ziemlich viele andere abgefahrene Sachen – zur US Botschaft. Hausnummer 30 bis 314. Dem entsprechend lange durfte ich auch noch mal laufen, bis ich endlich am richtigen Tor war, wo bereits eine lange Schlange stand und meine Pläne zu Nichte machte, noch einmal den benachbarten Mc Donalds aufzusuchen. Ja, wie sollte es anders sein, überall dort, wo Amerika sind, ist nun mal auch ein Mc Donalds. Die erste Schlange am Sicherheitscheck hat unglaublich lange gedauert, sodass ich schon fast Panik hatte mein Appointment um 13.30 zu verpassen. Es zahlte sich auf jeden Fall aus, dass ich bereits um 12:40 an der Botschaft war, denn so konnte ich dann um 13:40 die Wartehalle betreten. Zu dem Zeitpunkt war ich schon zweimal abgetastet worden, und durch gefühlte zwanzig Sicherheitsschleusen durch. In der Wartehalle bekamen wir dann einen Flyer ausgeteilt, auf dem sehr detailliert beschrieben stand, wie genau die Dokumente zu ordnen waren, und in welcher Reihenfolge sie beim Beamten abzugeben waren.

Nach einem gefühlten Augenblick wurde ich mit meiner Nummer T237 bereits das erste Mal aufgerufen. Es ging zu einem Schalter, wo meine Unterlagen einmal vorgecheckt wurden. Hatte ich alles richtig ausgefüllt? Gab es keine leeren Felder? Solche Geschichten halt. Danach durfte ich dann noch einmal Platz nehmen und warten, bis ich zum zweiten Mal aufgerufen wurde. Beim zweiten Mal sprach dann ein Angestellter der Immigrationsbehörde mit mir meine Papiere durch. Ich glaube es kam sehr gut an, dass ich ihn direkt fragte „Hi, how are you?“ und somit das Gespräch angefangen habe, denn nachdem er sich vergewissert hatte, dass ich auch wieder vorhabe die US zu verlassen, und dass ich mit dem PROMOS Stipendium hinreichend versorgt bin für die USA, teilte er mir bereits ohne Umschweife mit, dass mein Visum genehmigt worden sei, und dass es noch heute in die Post gehen werde. Nach einem kurzen „That’s what I wanted to hear!“ meinerseits kam dann auch schon das „Bye, bye.“, mit dem alles unter Dach und Fach war.

Mein Ticket in der US Botschaft

Um 14:15 Uhr war ich bereits wieder am Frankfurter Hauptbahnhof. Eine ganze Stunde eher, als ich überhaupt an der Botschaft losfahren sollte! Innerhalb der 15 Minuten die ich da war – ich habe mal fünf Minuten abgezogen, für den Rückweg von Hausnummer 217 zur U-Bahn-Haltestelle – habe ich also meinen ersten Dokumentecheck gemacht, und alles mit dem Officer des Department of Homeland Security durchgesprochen. In Anbetracht, dass meine Kommilitonen, die mit nach Washington fliegen im Schnitt 1,5h Stunden gebraucht haben, würde ich sagen, habe ich alles richtig gemacht.

Nachdem ich meinen Rucksack am Bahnhof also aus seinem Schließfach wieder befreit hatte, bin ich dann erst einmal losgezogen, und habe mir ein Baguette gekauft, welches ich dann in der Taunusanlage direkt vor der Deutschen Bank gegessen habe. Wäre irgendwie lustig gewesen, wenn mein Herr Müller da rausgekommen wäre, um Mittag zu machen, aber da er sich ja auch nicht auf meine Email gemeldet hatte, machte ich mir da schon gar keine Hoffnungen mehr.

Einer der wenigen grünen Flecken in Frankfurt am Main

Vorbei an der Commerzbank, der Deutschen Bank, der Deka und HSBC bin ich dann zurück zum Bahnhof getrottet, wo ich immer noch eine Dreiviertelstunde zu warten hatte. Auch hier hat sich das Lesen wieder als sehr kurzweilig herausgestellt, so dass ich jetzt diese Zeilen hier aus dem ICE Richtung Hamburg tippe. Ohne umzusteigen kann ich jetzt ganz entspannt zurück nach Münster gleiten, wo ich in etwas mehr als drei Stunden dem Zug wieder entsteigen werde, und nach Hause fahre. Doch bevor es soweit ist, werde ich noch ein bisschen fleißig sein. Da der Zug in Frankfurt anfing, konnte ich mir einen der wenigen Plätze mit Tisch ergattern, so dass ich gleich, wie auch auf der Hinfahrt schon, wieder meine Marketing Operations Sachen herauskramen werde, und mir tolle Elastizitäten angucken werde sowie mich von MRFs (Market Response Functions) in den Bann ziehen lassen werde.

Jetzt, wo ich mein Visum habe, muss ich eigentlich nur noch meine Klausuren hier in Deutschland  schreiben – zwei stehen noch auf dem Plan – und mich dann am 18.08 in den Flieger setzen. Es ist jetzt also quasi alles gelaufen. Jetzt könnte eigentlich nur noch mein Reisepass verloren gehen, um mich daran zu hindern, das kommende Semester im Ausland zu verbringen, und mir in Washington wahrscheinlich Frostbeulen zu holen.

Post von Felix!

Post von Felix!
So, heute habe ich wieder Post aus Washington bekommen. Und zwar richtige Post. Der Brief sah auf den ersten Blick aus, wie einer dieser Briefe, die in den Büchern von Felix dem kleinen Hasen sind. Leider war in meinem Umschlag nicht so eine nette Karte, wie man sie aus den Büchern des glücklichen Hasen kennt, für den die Welt noch in Ordnung ist. In meinem Umschlag befand sich die Rechnung für das kommende Semester. Noch keinen Tag studiert, aber schon ein kleines Vermögen ärmer.
Als ich mir die Rechnung dann jedoch genau ansah, fiel mir auf, dass zum Beispiel die Versicherung noch mit berechnet wurde, obwohl ich die ja gar nicht brauche. Nach Rücksprache mit Heather vom International Student Office auf der anderen Seite des Atlantik stellte sich dann heraus, dass alle deutschen Studenten falsche Rechnungen bekommen hatten. Es fehlte bei einigen noch die Unterbringung auf dem Campus, während die Versicherung zu viel berechnet wurde. Jetzt werde ich kommende Woche nochmal einen der schönen Briefe von Felix bekommen. Hoffentlich bin ich danach dann auch felix - und zwar lateinisch felix.