Montag, 17. September 2012

Newseum - Kulturdusche die Letze

Tja, wer denkt, dass es sich bei dem Namen des Museums mal wieder um einen schlechten Wortwitz meinerseits handelt, den muss ich jetzt leider enttäuschen. Das Newseum - das Museum der News, Newseum eben - ist ein fünfstöckiges Gebäude zwischen dem weißen Haus und dem Kongress - also in der bestmöglichen Lage -, welches sich ausschließlich dem Thema Nachrichten widmet und dazu allerhand Exponate akquiriert hat.
Rooftop des Newseum
Dieses Mal werde ich beim Museum von oben nach unten erzählen, quasi so wir gegangen sind. Auf dem ersten Bild sieht man folglich mich auf dem Rooftop des Museums mit Blick auf das Capitol. Die Straße, die beide Orte verbindet ist die Pennsylvania Avenue. Die Straße, über die der im November gewählte Präsident dann Anfang Februar von der Vereidigung im Capitol zum weißen Haus fahren wird.

American Art Museum
Wenn man auf der Dachterrasse ein wenig weitergeht, sieht man am Ende auch die Rückseite des American Art Museum, von dem ich in meinem letzten Post berichtet habe.

Man vs. Capitalism
Kurz bevor man dann wieder ins Museum zurückkehrt, kann man noch einen Blick auf eine der wohl berühmtesten Figuren im Kapitalismus (und wahrscheinlich auch Kommunismus) blicken. Einen Mann, der versucht ein Pferd zu zügeln. Das Pferd symbolisiert dabei den Kapitalismus, den die Menschheit versucht im Zaum zu halten, aber auch anderer Seits versucht seine Kraft zu nutzen, um ein Leben in Wohlstand führen zu können. Während die Interpretation dieser Statue im Westen eher positiv ist, ist sie im Osten und vor allem der ehemaligen UdSSR stark negativ. Oftmals erkennt man es schlicht und ergreifend daran, wie stark das Pferd aufgebäumt ist.
Nachrichten Antenne vom World Trade Center
Auf der Etage unter der Terrasse gibt es eine ganze Galerie mit einer Ausstellung zum Thema World Trade Center. Für den Journalismus hatte der Verlust des 526,3m hohen Nordturms eine besondere Bedeutung, denn er führte dazu, dass in New York keine Nachrichten mehr verbreitet werden konnten, da der Sendemast, der sich auf dem Turm befand, zerstört wurde.
News of the World
Im Hintergrund der zerstörten Antenne befinden sich die Zeitungscover aller "großen" Zeitungen am Tage des 12. September. Die Ausstellung thematisiert dabei vor allem, wie stark sich ein Land mit den USA identifiziert anhand der Größe des Titelbildes, das dem Anschlag gewidmet ist. Ein sehr amerikanischer Sympathieindikator, aber eben typisch amerikanisch!

Map of Censorship
Das Bild oben zeigt eine Karte, die den Grad der Zensur misst. Grün steht dabei für freie Presse, wohin gegen rot eine unterdrückte Presse symbolisiert. Ich persönlich finde es ehrlich gesagt erschreckend, wie wenig grün, und wie viel gelb und rot auf der Karte vertreten ist. Gerade in Asien und dem mittleren Osten gibt es eben noch echten Aufholbedarf. Der Übergang von den Zeitungscovern zur Karte ist meiner Meinung nach übrigens sehr gut gewählt. Schließlich können nicht alle Länder frei über die Anschläge von 9/11 berichten.
Krieg im ehemaligen Jugoslawien
Ein weiteres Exponat in der Ausstellung ist dieser Truck. Es ist der Pick-Up mit den meisten Einschusslöchern, der von einem Journalisten gefahren wurde und den Krieg überstanden hat. Insgesamt 13 mal wurde der Pick-Up angegriffen und hat sich dabei über 100 Kugeln eingefangen. Nur aufgrund der zusätzlich gepanzerten Fahrerkabine konnten die Journalisten überleben. Was übrigens interessant ist, ist, dass man bei näherer Betrachtung sieht, dass hinten zwei Ersatzreifen drauf sind. Diese waren bei den andauernden Gefechten auch bitter nötig. Während des Einsatzes wurden ungefähr 50 Reifen "verbraucht".

Dass es nicht immer ein Happy-End für Kriegsreporter gibt, versucht diese Wand in Erinnerung zu rufen. Dort werden die geehrt, die ihr Leben riskierten, um uns die Wahrheit zu zeigen und es uns erlaubten sich ein Bild davon zu machen, was Krieg wirklich bedeutet. Seit dem Irak Krieg ist die Wand wieder voller geworden, aber vor allem der Konflikt in Syrien ist gerade für die Reporter einer der blutigsten überhaupt. In den Häuserschluchten von Aleppo büßten viele mit ihrem Leben, da man nicht erkennen konnte, ob Freund oder Feind, oder eben Reporter.
Berlin Wall
Wenn man die Intention der Ausstellung ein wenig verfolgt, erkennt man, dass das oberste Stockwerk der freien Presse gewidmet war - quasi der höchste (wortwörtliche) Standard - wohingegen mit abnehmender Nummer des Stockwerks die Pressefreiheit immer weiter beschnitten wurde. Ein trauriger Höhepunkt dessen wird in der Ausstellung zur Berliner Mauer deutlich. Zu sehen ist ein echtes Stück der Berliner Mauer sowie ein echter Wachturm. Beide wurden extra in Berlin abgebaut, per Flugzeug nach Washington gebracht und dann hier wieder aufgebaut. Wenn man so nah an der Mauer steht und einem bewusst wird, wie unüberwindlich sie doch ist, ist es schon irgendwie ein echt komisches Gefühlt. Wir dürfen wohl froh sein, dass wir nicht die zweifelhafte Ehre hatten, zu erleben, wie bedrückend sie live war.

Im nächsten Blogpost werde ich nun endlich aus Baltimore von meinem Wochenendausflug berichten können. Ihr habt also erst einmal die Kulturdusche überstanden. Ich hoffe, dass es mit meinem nächsten Post wieder ein wenig dauern wird, denn das würde dann heißen, dass ich beschäftigt bin endlich mein Praktikum in Washington zu finden. Die Tage werde ich ein Interview bei der Autolobby AAPC haben. Ich bin gespannt, wie es wird, und werde natürlich auch davon berichten!

2 Kommentare:

  1. Ich drück Dir die Daumen bei deinem Interview.

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  2. Hallo A-G,
    die Amerikaner haben ganz schön merkwürdige Museen oder?
    Wie viele hast du noch vor dir?
    LG Tini

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